Es ist vielleicht ein Paradoxon unserer Zeit,dass ausgerechnet jemand etwas am Phänomen Instagram auszusetzen hat, die mehrere Instagram accounts betreibt und sich seit kurzem offensichtlich sehr bedeutungsvoll findet. So bedeutungsvoll, dass ich einmal pro Woche meine unkoordinierten und belanglosen Flausen ungefragt im weltweiten Netz veröffentliche. Danke weltweites Netz für deine unendliche Geduld!

Instagram ist DIE Plattform, auf der man zeigen kann, was für ein großartiges Leben man führt und an der man an eiskalten gnadenlosen Zahlen ablesen kann, wie bedeutungsvoll man tatsächlich ist. Ich werde geliked, wooohooo!!!, also bin ich! Und selbstverständlich interessiert es die Öffentlichkeit, aus was für einer schicken Tasse in was für einem schicken Schuppen ich meinen schaumigen Shake schlürfen kann! (eigentlich meinte ich Kaffee, aber dann ging die Alliterationswelle voll mit mir durch.)

Dank der sozialen Medien sind wir alle plötzlich potenziell wichtig, kommt halt drauf an, was wir daraus machen, und da diese Aussage natürlich irgendwie ALLE erreicht, fühlen sich auch „alle“ dazu ermuntert, nun doch endlich mehr für sich selber zu sorgen, auf seine Bedürfnisse zu lauschen, sich besser von Menschen abzugrenzen.
Ja! Unbedingt!… das macht für viele Menschen total viel Sinn, es wird zuviel stumpf gearbeitet, es wird nicht darauf geachtet, wann man sich denn mal ein Päuschen gönnen sollte, und einigen Menschen schenkt man doch einen Ticken zuviel seiner Zeit, obwohl man das vielleicht eigentlich gar nicht möchte.
Wenn bei diesen Leuten ankommt „Ey…. jetzt mach aber mal Pause und sorg für dich, vielleicht gönnste dir direkt auch nen schönen schaumigen Shake dazu und mit diesem Arschloch, der eh immer nur rummosert triffst du dich jetzt auch einfach mal nicht!“ empfinde ich die Welt als sehr in Ordnung! Ich würde sogar ein schickes Shake-Foto gerne und mich mitfreuend mit einem herzlichen like beklicken.
Leider bringt das „für sich sorgen“ und „sich selber lieben und wichtig nehmen“ einen sehr großzügig bemessenen Interpretationsspielraum mit sich, und so könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Aufforderung, sich selbst wichtig zu nehmen sehr erfolgreich bei denen fruchtet, die dies eh schon liebevoll sich selbst gegenüber betreiben. Dazu eine in sich selbst geschlossene leicht esoterisch anghauchte Argumentationskette und schon überrollt man vor lauter Bedürfnisorientiertheit und Sinnsuche in seiner unendlichen Selbstliebe einfach das, was einen dabei hindert, sich selbst zu finden….. rrrrrrummmss….alles plattgerollt um einen herum, man selbst ist die einzige Erhebung im näheren Umfeld. Joah… herzlichen Glückwunsch, dann kann man ja auch nur noch sich selbst finden.

Ich find ja „Häschteck gsniswn“ sympathisch! Leider schon als Häschteck viel zu unsexy für Instagram und wird sich darum wohl auch nicht durchsetzen können. Wofür das steht? Gesundes- sich-nicht-immer-so-wichtig-nehmen! Dann gibt es zwar im Umfeld möglicherweise auch ein paar Erhebungen, die einen stören, aber statt auf einem Punkt pappen zu bleiben, kann man ja auch zwei Schritte weiter gehen und schauen, welche Aussicht sich dann so ergibt

Naja… ich geh jetzt diesen Text veröffentlichen…. bei Insta und Facebook… und auf Likes warten, damit ich mich wieder mega wichtig finden kann. Da kann man sich sogar wichtig machen, indem man behauptet, sich gar nicht wichtig zu nehmen… Verrückte Welt!