Bahnfahren ist eine tolle Sache!
Vor ein paar Jahren habe ich mir sogar mal wieder eine Bahncard bestellt. Einmal nach Hamburg und zurück, da hat man das Ding ja schon raus, und alles, was darüber hinaus an Bahnfahrten dazu kommt, ist prima und sogar gut fürs Öko-Konto.
Wenn…. ich nicht unter dem Bahncard-Abo-Syndrom leiden würde! Einmal bestellt, selten genutzt, niemals gekündigt.
Dabei habe ich noch nicht einmal sehr schlimme Sachen mit der Bahn erlebt, die mich nun für immer vor einer Bahnfahrt erschaudern lassen würden.
Ok…. die eine Fahrt zurück ins Sauerland auf der Strecke von Oberhausen nach Dortmund…. als der hinter mir sitzende Mann seine Brotdose mit Leberwurstbütterken auspackte und ich bei jedem Bissen hören konnte, wie gut es ihm schmeckte, und der bestimmt einen super dankbaren Darm hatte, weil er diesen ausschließlich mit 20 Mal durchgekautem und eingespeicheltem Leberwurstbrot verwöhnte…. die hat mich innerlich etwas aufgerieben.
Umsteigen kann nach einer Familienration Leberwurstbrot so schön sein, auch wenn man sich mit Gepäck innerhalb von minus 2 Minuten in Dortmund von Gleis 12 auf Gleis 1 beamen muss.
An dieser Stelle möchte ich mich unbedingt für Tasche statt Trolley aussprechen. Man hat mit geschulterter Reisetasche eine recht subtile, aber doch wirkungsvolle Waffe, die sich bei geschicktem Einsatz wie ein Eisbrecher durch die Menge herumstehender Mitpassagiere stößt. Man selber braucht dann nur noch die ganze Zeit „Entschuldigung!“ und „Tut mir leid!“ brüllen und einfach weiter rennen.
Und jetzt erinnert euch an den letzten Moment, in dem ihr mit eurem Trolley rennen musstet….
Es ist einfach würdelos. Entweder schlackert der Trolley mit seinen kleinen Rädchen hinter euch her wie ein kleines übermüdetes Kind, das eigentlich völlig zu Recht keinen Bock mehr hat und außerdem viel zu kurze Beine- oder man trägt den Trolley, aber dann schlägt er mit sämtlichen Kanten gegen euer Bein, was auch beim Treppensteigen echt hinderlich ist. Am Ende steht man mit blaugeschlagenen Beinen auf dem Bahnsteig und schaut seinem Zug trotzdem hinterher.
Ich war mit Tasche unterwegs. Vielleicht habe ich ein Bild der Zerstörung hinterlassen…. Umsteigen kann so schön sein.
Zug wegen verspäteter Abfahrt doch noch kriegen, sitzen, atmen, Abfahrt…. neue Erkenntnis:
Es ist erstaunlich, wie häufig Menschen in eine knisternde Chipstüte greifen, bevor sie endlich leer ist und wie lange Chips im Mund knuspern können, bevor sie sich wie durchgekautes Leberwurstbrot anhören.
Ich besitze nun Kopfhörer.
In manchen Jahren ergeht es mir mit der Bahncard aber so wie es mir wahrscheinlich auch mit einem Fitness-Studio Abo gehen würde.
Ich könnte TÄGLICH turnen wie verrückt, meinen Body stählen, ein besserer Mensch werden, fitter, schlanker, schöner, baaaam!
Vielleicht würde ich wahnsinns Fotos von mir selbst mit dem Internetuniversum teilen, auf denen zu sehen wäre, wie ich meinen irgendwann komplett durchtrainierten Körper mit und ohne Filter sehr ästhetisch in Form halte- und zwar komplett ohne zu schwitzen! Wäre ja auch ärgerlich, wenn das No-Makeup verwischt.
Das gesamte Internet wäre hin und weg, ich würde Werbung für die leckersten Muskelaufbaupräparatantifettaberdafür-mitvitaminen-Shakes mit Vanillegeschmack machen und für ein Sportleggings-Abo, bei dem man monatlich eine neue Beindellenpräsentationsbuxe für 50 statt 80 Euro kaufen muss. Ha! Noch ein Abo! In weiß. Oder lachsfarben…. glänzend… mit Netzeinsatz. Gute Farben für figurbetonende Sporthosen. Gut, dass auf Fotos nicht geschwitzt wird.
Einmal bestellt, selten genutzt, nie gekündigt.
JedesJahr käme eine Nachricht: Hey!!! Wir vermissen Dich, komm doch mal wieder rum, um dich fit zu turnen!
… mit deiner lachsfarbenen Glanzleggings oder einer von den anderen 12 unbenutzten Sporttights, in die du auch im Leben nicht mehr reinpasst ohne mit großem Druck hereingeschossen zu werden. Die wären dann auch an den Stellen transparent wo kein Netzeinsatz ist.
Womit wir wieder bei Leberwurst wären… und meinem Bahncard-Abo. Ich glaube, ich behalte es einfach, kündigen kann ich jetzt eh nicht mehr für nächstes Jahr.
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