…und als Bonusbegriff …. “die Kackwurstfabrik”

Im Grunde ist ja so eine Bücherei wie eine Tüte Haribo Colorado. Aber mit Datenschutzgrundverordnung.
Die plattgewalzten Lakritzscheiben zwischen bunter Zuckermasse sind quasi die Kamishibais der Coloradotüte. Es gibt die absoluten „die hard Fans“, die immer am Start sind, andere wissen noch nicht einmal, was es überhaupt ist. Oder weiß ernsthaft jemand, welche Geschmacksrichtung die rosa Zuckermasse haben soll? Oder die gelbe?

Die Theorie besagt ja, dass in so einer Colorado Tüte für jeden was dabei ist.

Die Kunst ist natürlich, sich mit den Leuten zusammenzufinden, die andere Sachen lecker finden als man selbst. Dass aber häufig alle dasselbe irgendwie gut finden, konnte man schön sehen, als damals nach und nach die Harry Potter Bände raus kamen…. Oder „der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Oder in der Vorweihnachtszeit die Adventsdekobücher.
Die wollen dann irgendwie doch alle haben, und am Ende bleiben die nackten geriffelten Lakritzstückchen, quasi der alte Pilcher Schinken von vor dreißig Jahren oder Data Beckers Office 2013, denn ….seien wir mal ehrlich: Haribo macht lustiges Gummizeug, aber Lakritz sollten sie doch wirklich besser den Kollegen von Katjes überlassen.

Die lustigen Himbeeren sind die digitalen Spielplätze an der Gaming Wall.

Als Eltern hören wir „Himbeeren“ und denken an die kleinen pelzigen Vitaminbomben,  unsere Kinder meinen aber die quietschsüßen Zuckerdinger….
Und wir hören „Bücherei“ und sehen unsere Kinder in die Fantasiewelt der Kinderliteratur eintauchen….. Von „die Kackwurstfabrik” bis “Gregs Tagebuch”…… und sämtliche Mausbücher sowieso…… Kindgerechte Wissensvermittlung- so wichtig!
Aber unsere Kinder wollen an der Gaming Wall zocken, und es ist wie bei den Himbeeren: In der ganzen Mischung gibt es nur zwei davon.

Lange Zeit glaubte ich als Büchereikundin ja, dass die entscheidende Fähigkeit für eine Bibliothekarin das blasenfreie Einschlagen von Büchern in selbstklebende Plastikfolie ist.

Das ist natürlich nicht so! Sie müssen auch DVD Hüllen, Brettspielbretter und jede Seite der Tageszeitung einzeln in Plastikfolie hüllen. Eine qualifizierte Bibliothekarin benutzt auch kein Folierrakel, die streicht die Luftblasen mit der Handkante raus. Ich selber bekomme ja noch nicht einmal meine Panzerglasschutzfolie blasenfrei aufs Handy. Gut… die größte Blase sitzt jetzt auf der Frontkamera….. Im Grunde ein super weichfilter.

Gerade entwickelt man Roboter, die das irgendwann übernehmen sollen, aber bisher waren die Entwickler noch nicht in der Lage, die künstlichen Intelligenzen so feinfühlig zu machen, dass sie die Fachkräfte in diesem Bereich ersetzen könnten.

Da nützt es auch nichts, dass die großen Karteikästen mit dem gesamten Bestand der Bücherei mittlerweile dem OnlinePublicAccessCatalogue gewichen sind…. vermutlich mit Zugang zu den Beständen sämtlicher Büchereien…. Und die Karten hinten in den Büchern, wo das Abgabedatum draufgestempelt wird, gibt es auch seit 30 Jahren schon nicht mehr. Ich frage mich gerade, ob in den Aufbewahrungstaschen schonmal spannende Hinterlassenschaften gefunden wurden. Liebesbriefe  oder so….

Nach und nach werden die Büchereien zum Colorado El Dorado mit Wohlfühlgarantie.

Wo keine sperrigen Karteikästen stehen, ist Platz für eine Kaffeebar, lauschige Lesenischen und gemütliche Klangsessel zum reinflezen. Und so schafft die die Digitalisierung im Grunde wörtlich Raum und die Bibliotheken werden das bessere Zuhause….. Ich meine… es ist hier geheizt, und ich persönlich habe beiweitem nicht solche gemütlichen Sessel zuhause….Keine Ahnung, ob man die Buchregale zu Stockbetten umbauen kann….

Aber selbst wenn es sämtliche Bücher nur noch als E-Book gibt, und man dann als Leseerlebnis sogar zehn Klos nebeneinander bauen könnte, weil ja so viele Menschen so gerne auf dem Klo lesen, …. ok…. Jetzt bekommt der Begriff „Kackwurstfabrik“ eine völlig andere Dimension…..und auch der noch fehlende Begriff „Zaubertopf“ würde an dieser Stelle wirklich sehr unangenehme Assoziationen wecken. Ich denke, ich lasse ihn einfach weg….

…selbst dann blieben doch unsere Bibliothekar*innen immer die Seele jeder Bibliothek. Oder was denkt ihr, wer sich die ganzen Aktionen hier ausdenkt und dafür sorgt, dass die Mischung eben doch viel besser ist als jeder Coloradobeutel?…….