Wie nervig Staustehen ist, merkt man vorallem, wenn man mehrere Monate keinen plausiblen Grund hatte, über irgendwelche Autobahnen zu flitzen.

Naja …. flitzen.

Ich flitze überhaupt nicht, sondern wäre die Person, die überhaupt nicht merkt, wenn es plötzlich das lange geforderte Tempolimit irgendwo bei 120 bis 140 km/h gibt.
Dieses Thema verursacht bei mir keine einzige Emotion. Ich weiß aber, dass es Menschen gibt, die ein Auto gekauft haben, um damit schnell fahren zu können. Diese finden es ätzend, dass sie das Potenzial für mögliche 140km/h mehr in ihrem Auto eingebaut und bezahlt haben, und dann dürften sie dieses Potenzial nicht nutzen.
Das ist ja wie im Kino den größten Popcorn Eimer kaufen,  und dann ist der Film zuende, der Eimer aber noch halb voll, naja…. so ähnlich irgendwie.

Ich fuhr kürzlich mit meinen 120 bis 130 km/h geradewegs in mein erstes Staustehen seit Monaten, vielleicht fast Jahren.

Dass es ein richtig doofer Stau ist, merkt man daran, wenn Menschen aus ihren Autos aussteigen, um zu rauchen, sich auszustrecken oder ihrem dringenden Bedürfnis nachgehen, am Straßenrand einen ordentlichen Haufen auf den Standstreifen zu setzen.
Das ist ekelig,  und ich habe auch in Wirklichkeit keinen gesehen, der das getan hätte. Es war aber auch eine denkbar ungeeignete Stelle hierfür, denn das Stückchen Autobahn war mittendrin in einem undurchschaubaren Stadtautobahnnetz. Mehrere Straßen trafen aus allen Himmelsrichtungen zusammen, diese Person wäre definitiv von allen Seiten gut gesehen worden.

Hier im ländlichen kennt man so viele Ab- und Zufahrten auf kleinstem Raum ja gar nicht.

Hier muss man noch nichtmal von einer Autobahn abfahren, sondern ist plötzlich auf einer Bundesstraße, ohne dass man blinken oder die Spur wechseln musste.

Früher als man noch nicht mit Navi fuhr, sondern sich noch beschreiben ließ, wo man entlang fahren sollte, sorgte das schonmal für ein ungläubiges Grunzen.
“Und wo muss ich dann abfahren?”
“Ähm…. fahr einfach weiter, die Autobahn hört irgendwann auf.”
Und dann konnten die Gäste aus der Stadt auch noch direkt vorm Zielort parken, ach was sage ich “parken”, sie konnten einfach ohne jegliches Parkmanöver anhalten. Wobei ich hierbei die Stadtbewohner ja schon ein bisschen um ihre Einparkfähigkeiten beneide. Die verkümmern bei uns doch ein bisschen.

Ich glaube, ich werde demnächst auf dem Supermarktparkplatz mal wieder üben, wie ich rückwärts in die Parkbox komme.

Am besten, wenn richtig viel los ist und die anderen schon ungeduldig hupen. Das scheint mir eine gute Autofahrübung für den nächsten Großstadtbesuch zu sein. Übrigens hätte ich in der Fahrschule gerne gelernt, wie man in einer Einbahnstraße möglichst geschickt LINKS rückwärts in die Parkbucht fährt. Aber…. braucht man hier nicht, es gibt immer genügend Parkplätze, die man mit dem regulären rechts-rückwärts-in-die-Parkbucht-setzen erreichen kann.

Ein bisschen ist dieses Staustehen ja auch wie “Corona”.

Man steckt irgendwie fest, will einfach nur raus hier, geht aber nicht, freut sich, wenn es endlich weiter geht, ärgert sich wieder, sobald nach zwei Autolängen rollen erneut Stillstand angesagt ist und beobachtet seine Mitstreiter, was die so in dieser Situation machen. Ok, das Auto da hinten hört auf jeden Fall denselben Sender wie ich, oder wir gröhlen zufällig lauthals dasselbe Lied mit.
Zwischendurch fragt man sich, ob man nicht besser auf der anderen Spur gestanden hätte, aber da man immer wieder dieselben fünf Autos im Blick hat, scheint es zum Glück keinen Unterschied zu geben. Es sind alle gleich in den Popo gekniffen, da kann sich der Typ da vorne noch so laut aufregen.

Am Ende kommen alle gleichschnell oder -langsam voran, egal wie aktiv sie die Zeit beim staustehen nutzen, am Straßenrand Hampelmänner zu hüpfen oder ihren Iliopsoas zu dehnen.
Irgendwelche Arschlöcher fahren mit papierdünnem Abstand doch noch irgendwie rechts am Stau vorbei, müssen am Ende aber trotzdem genauso rumstehen wie jeder andere auch, und diese kleine Macke von der Leitplanke haben sie jetzt auch drin.
Schuld daran sind aber natürlich die, die links von ihnen einfach keinen Platz gemacht hatten, weil sie das mit der Rettungsgasse ernstgenommen haben.

Wenn man irgendwann endlich das vordere Ende des Staus erreicht hat, ärgert man sich noch kurz über die Idioten, die es nicht gebacken bekommen, das Reißverschlussverfahren so umzusetzen, dass niemand ausgebremst wird.

Für manche scheint es unter ihrer Würde zu sein, ein x-beliebiges Auto einfach vor zu lassen. Es könnte so einfach sein, wenn jeder ein bisschen rücksichtsvoll unterwegs wäre. Könnte!

Erleichterung, sobald der Verkehr wieder fließt, kurz merkt man, wie schnell die Straßenlaternen an einem vorbeiziehen. Vorhin dauerte es gefühlt Stunden, um von einer zur nächsten zu gelangen. Dafür hatte man Zeit, einige Sachen wahrzunehmen, die man sonst im Geschwindigkeitsrausch gar nicht sieht, auch bei nur 120 bis 130 km/h nicht.
Den Kackhaufen da hinten am Straßenrand zum Beispiel.