Kaffee ist in diesen Zeiten ein geeignetes Getränk, wenn man tagsüber ein „gemütliches“ Getränk zu sich nehmen möchte, aber noch soviel Selbstdisziplin in sich trägt, nicht schon nachmittags mit einem Glas Rotwein durchzustarten.

Eine gute Freundin bereitet ihren Kaffee seit Jahr und Tag mit einem schlichten Handfilter zu, und ich schwöre, es ist der beste Kaffee, den ich mir vorstellen kann: Knalleheiß und kräftig, garniert mit aufgeschäumter Milch, ein Traum.
Um nun nicht jeden Tag einen anderen Vorwand finden zu müssen, warum ich passend zur Kaffeezeit mal kurz bei ihr hereinschneien müsste, habe ich mir kürzlich auch einen Handfilter gekauft. Seitdem gibt es frisch aufgebrühten knalleheißen kräftigen Kaffee zu jeder Tages- und Nachtzeit, hurra!
Ich könnte jetzt betonen, wie entspannend der Prozess der Kaffeezubereitung ist, wenn man nach und nach das heiße Wasser über das Kaffeepulver gießt und der Kaffee ganz langsam frisch und duftend in die vorgewärmte Kaffeetasse tropft, und tatsächlich ging mir kürzlich durch den Kopf, dass dieser Kaffee mit seinem Drum und Dran eine echte kleine Kaffeepause darstellt. Teezeremonie für Kaffefreaks … , aber eigentlich finde ich einfach nur das Endprodukt ganz wunderbar!

Vielleicht lassen sie einen bei Starbucks so lange auf seinen Kaffee warten, weil sie einen mit voller Wucht ausbremsen wollen, bevor man mit seinem „take-away Kaffee“ im schicken Thermombecher wieder weiterhetzt… Der kleine Wohlfühlmoment vor der Kaffeetheke, wenn wir uns vorstellen können, dass sich gerade jemand ganz exklusiv um unsere Bedürfnisse kümmert.

Als mir noch nicht klar war, wieviel Wert man also bei Starbucks auf Achtsamkeit und Entschleunigung legt, hatte ich mal in Hamburg die Bahnhofsfiliale angesteuert, weil ich mir für die Weiterfahrt noch eben einen Kaffee (einfach nur Kaffee, nix fancy-spice-decaf-soja-latte- fettarm oder so) holen wollte.
Mal eben! Ha! Denn das süße junge Pärchen, das vor mir dran war, hatte offensichtlich einen exklusiven Beratungstermin mitgebucht oder der verliebte junge Mann wollte seiner Freundin beweisen, wie verliebt und fürsorglich er ist. Oder es war einfach ein unglaublicher Korinthenkacker, der sich gerne in der Öffentlichkeit mal wichtig macht.
Während schon nach kurzer Zeit sämtlichen Passagieren im Hamburger Hauptbahnhof klar war, dass man bei einer Haselnussallergie durchaus einen Special-Toffee-Latte zu sich nehmen kann, ohne direkt in der Notaufnahme zu enden (denn „Toffee“ ist nicht „Toffifee“ und somit komplett ohne Haselnuss!), schien der Kaffeekäufer noch in einer gewissen Erklärphase festzustecken.
Herrgott!!! Wir wissen, dass deine Schnecke eine Haselnussallergie hat, du kannst den Toffee-Sirup nehmen oder nimm halt einen anderen! Oder einen Erdbeermilchshake! Oder… eine Cola!
„Öhm ja, dann…. nehmen wir den Special-Toffee-Latte…. ohne Haselnuss!“

Halleluja!!! Ich war an der Reihe, Umsteigezeit noch 6,5 Minuten. „Einen Kaffee bitte, einfach nur Kaffee, groß!“
„Hallo, willkommen bei Starbucks, darf ich kurz deinen Namen aufschreiben?“
„Davina“
„…?..?…“
„Daaaawiiiiiinaaaa“
„Sabine?“
„Da- …. ähm … ja, Sabine!“

Starbucksläden sind nichts für Bahnhöfe. Die Konzepte sind da einfach zu unterschiedlich.