Letzte Woche war Sommer.

Das konnte man daran merken, dass es an den Tagen heiß war. So heiß, dass man gerne im Haus blieb, insofern dieses über eine Erdwärmepumpe mit Kühlfunktion verfügt. In Altbau-Dachgeschosswohnungen machte man stattdessen einen Fichtennadelaufguss und wedelte anschließend mit dem Handtuch.

In so einem gekühlten Haus zieht man sich im Sommer ganz gerne die gemütlichen Falke Hütttenschuhe an die nackten Füße, die das untere Ende der weitestgehend nackten Beine bilden. “Oh…. ich gehe ins Haus…. Schnell raus aus den Flipflops und rein in die Hauspuschen!” Manchmal zieht man sich sogar noch schnell “was langes” über…. und zum Müll rausbringen wieder aus.

Eventuell war es das jetzt auch schon mit dem Sommer

Das wiederum kann man daran merken, dass das Wetter pünktlich zum Mittsommertag seine Temperatur um knapp zwanzig Grad abkühlen ließ. “Midsommar” wie wir Schweden sagen, natürlich. Und wer “Midsommar” sagt, verspürt rund um diesen Tag auch das dringende Bedürfnis, seinen sommerlichen Außenbereich so aussehen zu lassen wie Bullerbü oder den Katthulthof. Oder wie die Werbung im letzten Ikea Prospekt.

Sommerfüße, die sich in den Outdoorteppich graben, neben dem Outdoorhängestuhl steht die solarbetriebene Outdoorstehleuchte mit oder ohne Farbwechsel, in den Bäumen hängt die sommerliche Outdoorlichterkette, in offenen Zinkwannen stehen in Eis gekühlte Getränke bereit. Leichte Gardinenstoffe umrahmen die Szene, aus fröhlichbunten Stoffen ist ein Sonnensegel aufgespannt, eine Wimpelkette in Pastellfarben hängt über einer großen Tafel. Alle tragen dicke Blumenkränze auf dem Kopf… Ok, das nun nicht gerade. Aber es stehen definitiv Sommerblumenarrangements auf dem Tisch.

Früher schleppte Omma noch die orangekackbraungeblümten stoffbespannten Klappliegestühle auf die Kirschbaumwiese, um in der Mittagsglut ohne Sonnencreme die Haut braun braten zu lassen

“Ist nicht schlimm, der Sonnenbrand. Das wird nach ein paar Tagen braun.” Es waren zum Glück nie diese Holzgestelle mit einem Stück Stoff, bei denen man irgendwann das ganze Ding in die Ecke flackerte. Entweder, weil die Sonne das Hirn schon so weich gekocht hatte, dass man nicht in der Lage war, den Stuhl aufzubauen oder (und das ist meine eigentliche Vermutung), weil sich jemand einen Spaß daraus gemacht hatte, funktionsfreie Holz-Stoff-Gestelle zu verkaufen und sich bei jedem Käufer voller Schadenfreude die Hände zu reiben. Was für eine fiese Person!

Die Klappliegestühle bei Omma waren echte Funktionstools.

Für mich als Kind waren sie trotzdem die Klappstühle des Grauens.
Aus kindlicher Beobachtung wusste ich, dass das Geheimnis des Klappliegestuhls in den Armlehnen steckte. Man musste sie nur etwas anheben, und schon krachte die Rückenlehne in eine sonnenbratfreundliche Liegeposition herunter.

“HALT! STOPP!”

Gerade als ich es mir mit meinem Bilderbuch darin bequem machen wollte, vielleicht war es auch schon ein Buch mit Buchstaben, hielt mich dieser panische Aufschrei meiner Oma davon ab, mit meinen kleinen Kinderfingern unter die Armlehnen zu greifen. Vielleicht waren es auch die mehreren krebsrot gebrannten Köpfe ohne Sonnenbrille, die sich unvermittelt zu mir herumgedreht hatten.
Krebsrot…. was für eine ironische Bezeichnung…
“Du klemmst dir deine Finger!”

Das war Unsinn. So kleine Kinderhände schaffen es erst gar nicht, die Armlehnen anzuheben.
Und wenn doch, dann rissen sie sofort die gesamte Konstruktion auseinander, so dass die Rückenlehne mit Schwung und Krach komplett nach hinten klappte. Und dann nach unten. Rückwärts. Blitzschnell und ganz ohne Vorwarnung. Ohne Genickbruch, dafür mit den Füßen in der Buchenhecke. “Zum Glück hast du dir nicht die Finger geklemmt!”
Die Bank unterm Kirschbaum mit seinem grün lackierten Metalltisch war ja auch ganz nett.

Wer so einen stoffbespannten Klappliegestuhl hatte, machte sich nichts vor.

Diese Personen wussten, dass “Sommer” und “Sauerland” zwei Begriffe sind, die natürlicherweise eher selten aufeinander treffen, zumindest nicht im ursprünglichen Sinn. “Sauerländer Sommer” hingegen gab es, aber das war dann nichts für Liegeklappstühle. Wenn doch mal der Sommer auf das Sauerland traf, konnte man sich bestens ausgestattet dorthin platzieren, wo sich der Sommer am sommerlichsten anfühlte. Farblich fragwürdig, aber das orangekackbraun harmonierte zumindest irgendwie mit dem fastbraun-eher-krebsrot der Haut. Danach verschwand dieses Sommeraccessoire wieder platzsparend im Klappstuhlnirvana. Was für ein perfektes Möbelstück!

Heute relaxen wir auf outdoor Loungeinseln, die glatt den Eindruck erwecken könnten, man habe das Wohnzimmer ausgeräumt und nach draußen verlagert.

Im Sauerland! Die outdoor Küche übrigens auch.

Und dann sehnen wir uns nach diesem Sommer wie in unserem Kinderbuch oder wie in der Ikeawerbung und wollen den gesamten Sommer bei 23 bis 27 Grad in Flipflops draußen verbringen.
In Wirklichkeit sind die paar sommerlichen Sommertage zu heiß zum draußen in der Sonne braten, und wir sitzen am liebsten drinnen im Kühlen.

Auf dem erdwärmepumpegekühlten Fußboden mit Hüttenschuhen, die Möbel stehen ja draußen.