Ich fange mal mit dem Text an, der mich durch verschiedene sehr ermutigende Kommentare dazu gebracht hat, den Landmausflausen doch endlich Beachtung zu schenken:

Ich habs getan- ganz ohne dass es jemals auf einer Bucketlist gestanden hätte, und trotzdem war es eine recht beeindruckende Erfahrung.
Einmal social media overkill, einmal sehr konsequent immer wieder meine Meinung hin nölen und nachhaken, auch wenn keiner danach gefragt hat. Zack!

Den Ausschlag gab ….Knorr Fertigpampe aus der Flasche mit Paprikastückchen. Ich glaube so ziemlich jedem aus meinem Dunstkreis, dass er oder sie den Begriff „Zigeunersauce“ (oder wie wir im Sauerland sagen „Zigeunersooohse“) aus reinem Herzen unschuldig, nicht bösartig und erst Recht nicht rassistisch benutzt hat, darum geht es mir wirklich nicht!
Und ich werde auch nicht die political correctness Keule schwingen, wenn der Einfachheit halber der altbekannte Begriff anstelle von Paprikasauce genannt wird. Der Name der Sauce war mir ehrlich gesagt immer irgendwie ziemlich egal, ich mag Schnitzel viel lieber ohne Sauce, und ich hätte mich wohl auch nicht aktiv dafür eingesetzt, dass sie umbenannt werden müsste…. Ich habe aber verstanden, dass die Bezeichnung „Zigeuner“ abwertend ist, sich ganze Bevölkerungsgruppen zu Recht dagegen wehren, so genannt zu werden, und wenn denen mit dieser knackigen Umbenennung geholfen ist, finde ich es doch einen feinen Zug von Knorr, das so umzusetzen.

Auf der Facebookseite unserers sauerländer Heimatsenders war man sich mit sehr vielen Stimmen sehr einig, dass diese Umbenennung Deutschland dem Untergang wieder ein ganzes Stück näher gebracht hat.
Die vielen zum Teil doch sehr empörten Kommentare hatten dann wohl irgendwas in mir ausgelöst, was mich dazu brachte „ins Gespräch zu gehen“.
Es waren so halb zuende gedachte Kommentare wie „Darf man dann auch bald nicht mehr Weißbrot sagen???“, „Was ist denn dann mit Jägerschnitzel!?“, „Dann ist Dickmann´s aber auch diskriminierend!“ und weitere Varianten hiervon in Verbindung mit der daraus resultierenden Schlussfolgerung „Deutschland schafft sich ab!“
Einer der Dialoge ging ungefähr so:
„Lächerlich, dass sich die Politiker mit sowas beschäftigen!“
„Ich glaube, das waren ein paar Köpfe bei Knorr, die das entschieden haben.“
„Nein! Das waren irgendwelche schmarotzende grüne Weltverbesserer, die als Politiker nutzlos im Aufsichtsrat von Knorr sitzen!“
„Ok, woher haben Sie denn diese Information?“
„Das sieht man schon, wenn man guckt, was in Deutschland passiert!“
Rummms…. da saß ich jetzt mit so einer Universalantwort, dabei wollte ich einfach nur wissen, wie das genau ist mit den Politikern im Aufsichtsrat bei Knorr, denn das weiß ich schlichtweg nicht.

„Und was ist mit Deutschen, die in ein anderes Land einwandern? Welches Land würde sich denn dann nach der mitgebrachten deutschen Kultur richten?“
Und ja, ich habe darauf geantwortet!

Was ich wirklich sehr deutlich gemerkt habe ist, dass sehr schnell aus einer einzelnen Sache zum Rundumschlag ausgeholt wird. Man ist da dann ganz schnell bei „es geht ums Prinzip“, und wenn es ums Prinzip geht, ist an der Stelle im Grunde die Diskussion schon geplatzt, denn- wer stellt schon seine Prinzipien in Frage? Ich kann mich überhaupt nicht davon freisprechen, dass ich mich bei manchen Themen nicht vielleicht auch viel zu fest an meine Prinzipien klammere, ohne offen für andere Erkenntnisse zu sein, denn das ist natürlich etwas, das zumindest vermeintlich Halt und Sicherheit gibt.

Weitere Erkenntnis: Man kann auch durchaus sparsam mit Satzzeichen umgehen oder ganz auf sie verzichten. Seine Meinung wird man trotzdem los.

Am Ende bin ich ganz glücklich, dass ich in meinem heimlichen Harmoniebedürfnis nicht doch noch verbal einen drübergebraten bekommen habe und werde mich beim nächsten Umbenennungsskandal einfach wieder zurückhalten.
Aber wenn mal jemand Zeit über machen kann, einfach mal reingrätschen in so ne Diskussion- die „anderen“ machens schließlich auch, vielleicht ist da ein bisschen Gegengewicht schonmal ganz gut.