25 Jahre Abi Jubiläum… das bedeutet, dass sich sogar die Menschen, die in unserem Abi-Jahr geboren wurden beginnen alt zu fühlen.
Zumindest, wenn sie auf die diesjährigen Abiturienten schauen, die vielleicht ihrerseits das Gefühl haben, schon sehr erwachsen zu sein. Sie fühlen sich erwachsen, aber definitiv nicht alt. Gute Kombination eigentlich… Ein Vierteljahrhundert später ist es eventuell umgekehrt.
Wobei… doch. Ich hatte meinen sehr bewussten erwachsenen Moment, als ich im Aldi einkaufte und in der Aktionsware-Abteilung stand. Ich brauchte dieses Teil, das Verlangen fühlte sich auf erschreckende Weise natürlich an, und schon griff ich wie selbstverständlich zu einem Plastik-Kuchentransportbehälter. „Wow, jetzt bin ich sehr erwachsen!“ Und es war in Ordnung so.
Mittlerweile bin ich gedanklich im Level „Ist es jetzt Zeit für eine beige Übergangsjacke?“ angekommen, Danke übrigens für die wertvollen Tipps! Aber da ich davon ausgehe, dass der Übergang nächste Woche vorbei und stattdessen sowas wie Sommer ist, verweile ich für diese Saison doch noch in der Altersstufe „Hoodie wird wohl reichen!“, auch wenn ich natürlich freundlich darauf hingewiesen wurde, dass man in meinem Alter keinen Hoodie mehr trägt, sondern Kapuzenpullover.

Aber Abi-Jubiläum… Das erste hatten wir zum 10jährigen mit Klausuren-Einsicht…. und der Einsicht, dass man schon einmal im Leben verdammt schlau war. Für einen kurzen Moment ein schönes Gefühl, allerdings bestätigte sich an dieser Stelle leider, dass ich eben doch nur für die Schule, nicht aber „fürs Leben“ gelernt hatte.
Zack, da war der Moment auch schon vorbei.

Ein beeindruckender Begriff, den ich im Abi brauchte, danach aber nie wieder, ist „endoplasmatisches Retikulum“. Ehrlich gesagt verstehe ich heute noch nicht einmal mehr den Wikipedia Eintrag, der mir auf einfache Art vermitteln möchte, um was es sich hier handelt. Irgendwas mit Zellen…. im weitesten Sinne also irgendwie Genetik…. Hätte ich ihn mal lässig in dieser Corona-Zeit in einer der unzähligen Diskussionen einwerfen können? Habe ich es etwa verpasst, mit meinen 25 Jahre alten Bio-Kenntnissen, einen wissenschaftlichen Youtube-Kanal mit beeindruckenden Fachwörtern zu füllen, mit denen dann die Mehrheit meiner Follower eh nichts anfangen könnte? Und die mich dann umso schlauer gefunden hätten? Verdammt! Ich hätte ein Buch schreiben, um Spenden bitten und reich werden können!
Und ich hätte behaupten können, fürs Leben gelernt zu haben.

Eingebrannt hatten sich Sachen wie „gekippt-gefalten-verworfen“ (irgendwas mit Gebirge) und „Hochofen-Stahlwerk-Walzwerk“ (irgendwas mit Hüttenwerken), und ich bin froh, dass ich dieses Wissen nun endlich einmal loswerden kann, auch wenn es nur völlig zusammenhanglos in diesem Text hier ist. Selbst in meiner Quizduell-Phase hat mir dieses Wissen nichts gebracht.
Wertvoller Speicherplatz auf meiner begrenzten Festplatte, belegt durch einen völlig nutzlosen Informationsschnipsel. Viel lieber hätte ich mir die Namen aller US Präsidenten gemerkt, das hätte hier und da mal furchtbar weltgewandt wirken können, stattdessen also gekippt- gefalten- verworfen, Hochofen- Stahlwerk- Walzwerk und endoplasmatisches Retikulum, aber nur als leere Worthülse…
Vielleicht kann ich den Begriff ja doch irgendwann mal in ein Gespräch einbauen… quasi vorhandene Ressourcen nutzen, auch wenn sie sich nur heimlich und unerwünscht auf die Festplatte geschlichen hatten. Vielleicht schlagen sich ja mehrere aus meinem Jahrgang mit überflüssigem Halbwissen herum.
Das wird super, wenn wir demnächst unser Jubiläum feiern!