Herrje da war sie wieder… Und sie kommt am liebsten dann vorbei, wenn es am denkbar ungünstigsten ist.
Wenn die Kinder gerade irgendwas für die Schule machen sollten, Hausaufgaben oder Vokabeln lernen oder so.
Wenn ich selber gerade voller Geduld und mit unglaublich viel Verständnis meine Kinder liebevoll motivieren sollte, jetzt loszulegen mit der Lernerei, nicht für mich oder für die Lehrerin, Nein!, sondern weil sie natürlich selber sehr gut wissen und verstehen, dass alles, was sie für die Schule tun, eine, ach was sage ich… DIE Investition in ihre Zukunft ist.
Hierfür gibt es zumindest im Grundschulbereich noch entsprechend farbig eingeschlagene Schreibhefte, die ausschließlich dafür da sind, den schier unaufhaltsamen Fleiß der eigenen Sprößlinge zu dokumentieren. Viel hilft viel, und wenn man die Lifehacks beherrschen will, hilft mehr sogar noch mehrmehrmehrerer!

Ich bin also kurz davor, meine Kinder unter voller Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse dabei zu unterstützen, die geforderten Aufgaben innerhalb eines gewissen Zeitfensters zu erledigen. In den ganz leisen subtilen Tönen kann ich nämlich mit meinem mitfühlenden Mutterohr hören, dass ihr Bedürfnis die Aufgaben zu erledigen gar nicht bedeutend größer ist als das Bedürfnis zu spielen, auf dem Bett herum zu liegen oder Fahrrad zu fahren.
Die Krux ist manchmal, dass sie selber diese subtilen Töne nicht wahrnehmen, denn es gab schon Tage, an denen sie es geschickt verstanden, aus einer viel zu kleinen Hausaufgabe doch noch ein tagfüllendes Erlebnis zu gestalten.
Ich denke mal, weil sie sonst ja viel zu schnell damit fertig gewesen wären und so nun viel länger etwas von dieser schönen Aufgabe hatten.
Toll, wie sie das machen! Wie sie selbst ihre dringendsten Bedürfnisse erkennen und in der Lage sind entsprechend zu handeln…

Und so bewundernd, geduldig, verständnisvoll, mitfühlend und motivierend stehe ich also vor meinen Kindern, wahrscheinlich auch kurz davor, Milch und Kekse für sie zu holen, obwohl – Nein!- ernährungsphysiologisch längst überholt, ein Apfel, dafür liebevoll geachtelt, muss als Liebesbeweis und Aufgabenversüßungsleckerchen reichen. Ein beneidenswertes Szenario, oder? Schöner als jedes Familienidyll in einem Rosamunde Pilcher Film, ja!
Ganz toll, aber ich glaube, es ist in den letzten Jahren meines Schulmutterdaseins effektiv noch nicht zu einer einzigen Milchkeksapfelaktion gekommen.

Bevor ich zur Tat schreiten könnte, steht plötzlich diese unausstehliche Frau völlig ungefragt im Raum. Und ich höre sie in diesem mauligen leicht genervten Ton zu meinen Kindern sagen: „Kindaaaaaa!!!! Jetzt fangt doch endlich ahaaaan!!!!“
Und statt einzuschreiten und ihr zu sagen, dass sie doch jetzt ABER FLOTT!!! mal die Biege machen und meine Kinder in Ruhe lassen sollte, verziehe ich mich resigniert für die nächsten fünf bis zehn Minuten und lasse sie ihren immer wieder gleichen Schrott auf meine Kinder abfeuern.
Inhaltlich hat sie in einigen Dingen sogar Recht („Jetzt fangt doch endlich an, irgendwann müsst ihr es sowieso machen!“, „ Wenn du jetzt nicht anfängst, hast du es den ganzen Tag noch vor dir!“, „Ihr macht es doch für euch, nicht für den Lehrer oder für mich!“ (ok, diese Aussage stelle ich offiziell in Frage!) und so weiter…), lauter Aussagen, die schon tausendfach gesprochen und gehört wurden und die den Kindern mittlerweile zu Recht geschmeidig am Popo vorbei gehen.

Warum hat diese Frau so einen nervigen Ton drauf und benutzt so eine übertriebene Anzahl von …Wörtern, Sätzen, Ausrufezeichen, Großbuchstaben. Wenn sie sich hören könnte…, sie redet wie ein verseuchter Wasserfall, eine Tsunamiwelle voller Plastikmüll, eine Sturzlut sauren Regens, gibt es eigentlich noch sauren Regen oder gab es den nur in den 80ern?

Diese Frau macht meine komplette Motivationsarbeit innerhalb von zwei Atemzügen kaputt! Und meine Kinder! Die Kinder!!! Wie schafft es diese blöde Kuh immer wieder, sich in unseren Schulalltag einzumischen und warum schaffe ich es nicht, diese Furie entweder zu beruhigen oder kurzerhand wieder rauszuschmeißen, bevor sie hier herumnerven kann? Diese Frau kostet uns Energie, Zeit und gute Laune- und bringt uns um Milch, Kekse und geachtelte Äpfel!

Welche Maßnahmen halfen eigentlich seinerzeit gegen den sauren Regen?